Anak Krakatau
Bereits bei
der Einfahrt in den 7 Km weiten Krakatau Kessel stellt sich die
Frage welch enorm eruptive Tätigkeit vor etwa 126 im Gange war. Kaum
zu glauben das bereits die 4 Kilometer lange Seestrecke zwischen dem
Anak-Vulkan und dem Überrest Rakata bis zum August 1893
eigentlich ein Zusammenschluss dreier Vulkane war.

Bei der
Eruption mit der Stärke (VEI 6) welche die zweitgrößte der Neuzeit
war, wurden kurz mal eben 18 km³ Asche und Gestein in die Atmosphäre
geblasen. Die Rauchsäule, so nimmt man an bewegte sich zwischen 50
km und 80 km Höhe. Das drei aneinander hängende Inseln mit einem
Gesamtdurchmesser von etwa 6 Km einfach gesagt von der Bildfläche
verschwinden (Rakata zur Hälfte) und folglich die unmittelbar
darüber einströmende Wassermenge in der km³-Klasse mit der Magma
reagiert, dürfte wohl unsere Vorstellungskraft im Sinne der
gewaltigen Dimension durchaus strapazieren. Die globale Temperatur
ging selbst auf der Nordhalbkugel bis um etwa 1°C nach unten, und
der gesamte indonesische Raum gewöhnte sich an die equatoriale 24
Stunden Nacht. Selbst in Europa verfärbte sich der Himmel intensiv
rot. Edvard Munch verarbeitete diese Verfärbung der Atmosphäre in
seinem berühmten Gemälde "Schrei". (Kann aus
Gründen des Copyrights nicht gezeigt werden.)
Ob die
Version «Schrei» 1893 oder 1910 erstellt wurde ist umstritten. Als
unstrittig gilt, dass eine Version des Bildes in der Osloer
Nationalgalerie tatsächlich aus dem Jahr 1893 stammt. Munch hatte
das Bild nach einem für ihn schrecklichen Naturerlebnis gemalt.
Quelle: VADIAN.NET, St.Gallen


Die aktive
Vulkaninsel Anak Krakatau, mit Anlande- und Standposition.
Nord-Süd
Länge der Insel etwa 2,3 Km.
Photo
by
NASA
1930
durchbrach die Anak- Krakatau (Kind des Krakataus) den Meeresspiegel
und schüttete inmitten der 7 Km weiten Caldera bis heute einen
Schlackekegel von einer Höhe von etwa 390 - 450 Metern (variabel)
auf. Die Vulkaninsel Anak-Krakatau gilt bis heute als daueraktiv und
bildete eine Insel mit einem Nord-Süd Durchmesser von etwa 2,3 Km.


Nachdem hier
'kürzlich' alles in die Luft flog, hat man sich nun mit den Resten
des Krakataus zufrieden zugeben. Somit landeten wir am 1.Juni 2009
mit der Schlauchbootübersetztechnik auf der Insel Rakata. Auf
diesem Inselparadies beherrschen Mangrovenähnliche Strandgewächse
und ein üppiger Dschungel die Inselflora. Unter anderem können
unmittelbar nach Inbetriebnahme der Strandküche neugierige Varane
bis zu 1,5 Meter zwischen Kochtöpfen und sonstigem Küchenzubehör
beobachtet werden. Selbst in den anliegenden Campingzelten wurden
schon manche Exemplare gesichtet und dementsprechend wie ungebetene
Gäste behandelt,- d.h. im hohen Bogen erfolgte der Herauswurf
‚stante pede’ …
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Voluminös
klingen die ersten Eruptionsgeräusche des Anak in dem Amphie -Rund
der Rakata Insel. Der Abend bricht an und die ersten roten
Lavafontänen gesellen sich dazu. Im Beisein des aufgehenden Mondes
wird die Szenerie bei zunehmender Dunkelheit phänomenal. Wir hatten
Glück da die Luft durch die täglichen Gewitter sehr klar war.

GIF
und Video
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Am nächsten
Tag näherten wir uns mit der ‚Royal' des Anak-Vulkans so nah
es ging. In einem Abstand von etwa einem Kilometer ließen wir uns
immer wieder an der Insel vorbeischaukeln und im mäßigen Seegang
treiben.
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Rückblickend
die Insel Rakata mit Ihren Felsspitzen als ewigen Zeitzeugen der
gesprengten und zerrissenen Insel.
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Die Eruptionen
zeigen bereit bei Tageslicht glutrote Lavafetzen die Schätzungsweise
die Größe von Kleinbussen erreichen. Dazwischen platzieren sich so
genannte Schlackespeere welche mit immens hoher Geschwindigkeit aus
der etwa 120 Meter breiten Krateröffnung traten. Ein oft
ohrenbetäubender Knall ließ hier auf den hohen inneren Druck im
Vulkan schließen. Detonationswellen konnten aber nicht beobachtet
werden.
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Am späten
Nachmittag wurde dann das Übersetzen auf die Anak Insel gewagt. Bei
starkem Seegang ein prickelndes Unternehmen. Schon manchen hat
dieser Versuch in der Brandung die Kameraausrüstung gekostet, da die
wasserdichte Verpackung vergessen wurde. Zudem war nicht nur seit
dem Film ‚Open Water’ das Kentern aufgrund des Haifischaufkommens
generell unerwünscht.
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Mit einer
Extrabegrüßung erwartete uns der Vulkan. Kaum zehn Schritte
gegangen, verteilte der Vulkan nach einem heftigen
Detonationsgeräusch im Krater die Auswürfe über die ganze Insel. Ein
aus etwa 800 Meter Höhe kommender roter Lavafetzen von zwei Meter
Größe war von der Flugrichtung in seinem Aufschlagpunkt bis zuletzt
nicht festzulegen. Zischend und Furcht erregend schlug dieser Fetzen
mit einem dumpfen Geräusch etwa 30 Meter vor uns in das alte Lavafeld ein. Tolle Aussichten für die nächste Nacht :-(
.Vielleicht nehm ich doch lieber das Schlauchboot wieder zurück?
Zwar flogen während der Nacht kleinere Bomben in den näheren Umkreis
unseres Standpunktes, aber solch eine starke Eruption blieb dann
doch aus. Der Vulkan wollte uns wohl gleich anfänglich zu Verstehen
geben: „Yes I can…“. Eine kleine von Hamsterratten bewohnte
Lavahöhle machte zudem den Beobachtungspunkt etwas sicherer. Zudem
gab es eine mehr oder weniger ausreichende Reaktionszeit, da es fast
30 Sekunden dauerte bis die glühenden Brocken bei uns eingeschlagen
hätten.
tb
Der
Spätnachmittag zeigte uns weiter Eruptionen die im Inneren der
Aschewolke vertikale Aschestaubstreifen zeigte, welche wohl wie
Bandgeneratoren wirkten. Folglich erzwang die die eh schon knistrige
Luft durch die Gewitterneigung, tatsächlich einen Überschlagsblitz
welcher eine beachtliche Helligkeit erreichte. Ein gewaltiges
Gewitter brach kurz danach über die ganze Inselgruppe, wobei sich
etliche Blitze in nächster Nähe entluden, zudem donnerte der Vulkan
mit Vehemenz. Irgendwann war es nicht mehr möglich das akustische
Chaos auseinander halten. Überall donnerte und röhrte es, und im
Zusammenspiel dieser fundamentalen Naturgewalten kam ich mir auf
einmal ganz und gar, vollkommen unwichtig vor….
mr
Lichtimpressionen
tb
mr
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Das Gewitter verzog sich und allmählich dominierten wieder die
Eruptionsgeräusche beeindruckend. Jetzt kam das Vulkan feeling
endgültig zur Geltung. Es hatte den Anschein, als ob der Vulkan mit
bis zu 10 Meter großen Lavafetzen über der Krateröffnung spielte.
Teilweise wurde der gesamte Konus bedeckt. Große herabrollende
Lavabomben zersprangen am Hang und verteilten sich großflächig. Der
Morgen brach an und das Farbspektakel nahm seinen Lauf. Minütlich
änderte sich die gesamte Farbpalette und brachte immer wieder neue
Lichteindrücke zum Vorschein. Einige Auswürfe erreichten zeitweilig
das Meer.
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Der weitere
Tag und die darauf folgende Nacht ließen nur wenig Möglichkeiten zum
photographieren zu. Dunst und schlechtes Wetter trieben uns endlich
mal wieder früher in die Schlafsäcke, was soviel bedeutet dass nach
zwei schlaflosen Fotonächten diese Erholung uns eigentlich ganz gut
in den Kram passte. Die letzte Nacht wollten wir wegen der
Detailaufnahmen jedoch wieder am Anak verbringen.

Als wir den
Standort in das östliche Waldgebiet wechselten, waren hier erstmal
beeindruckende Einschlagkrater zu erkennen. Eine längere Feuerpause
ließ uns einen Blick vom Ost - Rim auf den nun sehr gewaltig
wirkenden Konus gestatten. Nachdem diese Position ein allgemeines
Unwohlsein mit sich brachte und es dort auch wenige fotographische
Neuerungen gab, kehrten wir wieder in Richtung Wald. Jeder Meter weg
vom Vulkan wirkte irgendwie erlösend.

Am Waldrand
angekommen zeigte uns der Anak noch einmal sein explosives
Potential. Bei der bisher von uns am stärksten empfundenen Eruption
jagten in einer unglaublichen Geschwindigkeit etliche Fetzen von
mehreren Metern flach über die halbe Insel, und schlugen zum Teil
weit über unsere vorherige Position ein.
tb
Dieses Event
hätte auf dem Ost-Rim auf jeden Fall enorm gebitzelt,- irgendwie war
ich aber dann doch ganz froh, die sichere Distanz zum dem Vulkan in
diesem Moment gewahrt zu haben. Über die Zeit gesehen war am
Vormittag des gleichen Tages nach Aufzeichnungen des Seismographen
der Vulkan so richtig in Laune gekommen.


Ein großer
Dank für die Organisation geht an Martin.