Was
hätte sich James Cook wohl gedacht wenn er 1772 mit seinem
Schiff
Resolution an den verspiegelten Fassaden Sydneys passiert
hätte. Kurz gesagt, wurde einem mal wieder der Gegensatz
zweier Welten klargemacht, mit der Erkenntnis: Moderne gegen
Rustikal. Letzteres macht noch mehr Freude.
Der elend lange Anflug fand in der Hauptstadt Port Villa auf
der Insel Efat vorläufig sein Ende. Der nächste Tag gehörte
der Organisation. Wichtig war es den Kontakt zu den Guides
in Endu auf Ambrym herzustellen und Trinkwasserbehälter zu
besorgen (*
Erklärung weiter unten).
mr
Ankunft auf
am Flugfeld Ulei/Ambrym. Unkomplizierte Gepäckabfertigung.
Wohnhäuser in Endu
National werden die Vanuatuinseln ausschließlich mit
zweimotorigen Propellerflugzeugen angeflogen. Der Flughafen
besteht aus einer Graspiste welche sich wieder beim Abflug
als Wasserfalle entpuppte. Die Gepäckausgabe war durchaus
überschaubar und das Ganze lief mit einer wohltuenden Ruhe
ab.
Warum der Flughafen Ulei? Normalerweise wird Ambrym von
Graig Grove aus angesteuert. Ein bitterer Landdisput und ein
ausgerufenes Tabu der beiden Stammeshäuptlinge ließen jedoch
das Gras auf der Landepiste bereits einen Meter
hoch sprießen. Wann
dieser Streit ein Ende findet, ist ungewiss. Von Ulei aus
geht es mit dem Truck in das etwa 10km entfernte Dorf Endu.
mr
Auffüllen der Wassertanks.
Aufstieg zum Vulkan, und
Ankunft im Nebel
Nachdem wir herzlichst von der Dorfgemeinschaft- und Chef
Moses im klassischen Südseestil „BlümchenumdenhalsJ“
empfangen wurden ging’s gleich weiter.
*Die
Tanks wurden mit Dorfquellwasser gefüllt. Entlang des
schwarzen Sandstrandes ging es links in den Dschungel auf
die alte Caldera. Es war zwar mörderisch heiß, aber die
Kühle des Dschungels war auf unserer Seite. Allgemein sei
gesagt, dass der Weg in einer guten Kondition war. Im oberen
Ascheplatteau der sog. Ashplain war das Gelände gut
überschaubar und relativ einfach zu begehen.
*Trinkwasser
wurde aus kleinen Regenwasserseen nahe dem Camp gewonnen,
und abgekocht. Das Wasser ist zwar auffällig klar, jedoch
kann man bei einer Woche Aufenthalt bakterielle
Verunreinigungen (Tierkot etc.) nicht ausschließen. Die
Desinfektion mittels Micropur wurde von uns auch bei dem
Dorfquellwasser sicherheitshalber erfolgreich angewandt.
Funktioniert aber nur zuverlässig in Tanks!
Kraterrand und Zeltreparatur
Starke Winde in
der oberen Kraterebene malträtierten Arnolds Zelt bis die
Firststange brach. Knifflige Bastelstunde am Camp regte die
Phantasie an.
Abendstimmung mit Nebel. In den Gasen
des Marum Vulkans untergehende
Sonne.
Jeden Abend dasselbe Theater. Pünktlich nach Einsetzen der
Dämmerung nahm auch schlagartig der Nebel zu. Die freie
Nachtsicht in den Krater blieb uns bis zum Schluss verwehrt.
Nur der erste Abend gab kurzzeitig den Blick auf den Lavasee
frei.
mr
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Der mächtige Marum Krater mit seinem
mittig gelegenen Lavasee
Wenn es zu dem seltenen Ereignis einer komplett freien
Sicht kommt, ist man von der Dimension des etwa zwei
Kilometer weiten Hauptkraters
erstmal überwältigt.
Ziemlich zentral im vorderen Hauptkrater ist ein etwa
40 Meter messender, wild brodelnder Lavasee situiert. Trotz der etwa 250 Meter Tiefe des Kraters konnten bei
freier Sicht genügend Details eingefangen werden.
Achtung Windböen:
Ein sicheres Stehvermögen und einen guten
Gleichgewichtsinn sollte man mitbringen und erweist
sich durchaus als vorteilhaft. Wehe wenn nicht, dann
geht’s richtig abwärts. Die ersten 150m der
Kraterwände haben ein fast senkrechtes Gefälle. So
extrem steile Wände habe ich bisher
selten gesehen.
Brodelnde Niere
Erster Einblick in die Unterwelt.
Ein wild
brodelnder Lavasee von der Südost- Position aus
gesehen.
Wie kristalliner Basalt, jedoch weiß erheben sich die
mächtigen Wände über 100m (Andesit?). Peles Hair wurde
in einer etwas gröberen Struktur als z.B. am Erta Ale
vorgefunden. Verwaschene bzw. erodierte Sandbänke
zieren das Gelände um den Krater
Brodelnder Lavasee von der NO-Position
aus.
Am vierten Tag kam es dann zur
dampflosen freien Sicht auf den Lavasee. Hierbei war
auffallend, dass die silbrige Lavakruste in der Sonne stark
reflektierte.
Detaillierte fast netzähnliche Strukturen in den
Lavablasen
Lavablasen bis zu 20 Meter.
Auch zu erwähnen, der kristallklare Blick in den Krater war
äußerst selten.
Die Aktivität schwankte innerhalb von etwa 10 Minuten vor
ruhig bis wild brodelnd. Auswürfe und Lavablasen von bis zu
zwanzig Meter Durchmesser konnten während der gesamten
Verweilzeit von sieben Tagen beobachtet werden.
Landschaft und Pflanzen des oberen
Ascheplatteau nahe der beiden Vulkankegeln.
mr
Die Tour zum Benbow Vulkan. Die ausgewaschenen Aschepfeiler
und Rücken sind teilweise mit einer dünnen intensiv grünen
Moosschicht bewachsen. In den Schluchten und an der Basis
sind oftmals kleine Farne und Orchideen zu entdecken.
Abseilen zum Benbow Krater
Die Seilaktion im oberen Teil des Benbow diente als reine
Vorsichtsmaßnahme und diente sozusagen zur Stabilität. Der
Abstieg der steilen Wände kann auch ohne Seil bewältigt
werden, aber man sollte auf jeden Fall viel
Bergsteigererfahrung in das steinige und
unwegsame Gelände mit einbringen.
Im Zweifelsfall immer ein Seil
fixieren!
Der Lavasee im Benbow war sehr tief gelegen und konnte vom
inneren Kraterrand nicht beobachtet werden. Ein seitlich in
nordöstlicher Lage aktiver Nebenkrater hatte ein wenig
Lavaauswurf. Hierbei hätte eine waghalsige
Kraterrandakrobatik zwar den einen oder anderen Fetzen
gezeigt, wäre aber dann aufgrund der Flugambition ins
Interieur doch nicht lohnenswert gewesen.
Marum Lavasee von der NO-Position aus gesehen.
Zurück zum vierten Tag. Das Kesseltreiben bei guter Sicht.
Der zu uns gewandte Vent war aus der NO-Position nicht zu
sehen, allerdings 'sprangen' füllige Lavavontänen hinter der
Felskullisse in einer phantastischen Farbgebung hervor.
mr
mr
Marum Lavasee von der SO-Position aus gesehen.
Von der SO-Position aus, stand die Sonne leicht gegen
uns. Dieser Beleuchtungswechsel hatte seinen eigenen
farblichen Reiz. Hierbei reflektierte wieder die
silberne Lavakruste. Einstürzende Kraterwände waren
keine Seltenheit, und unterstreichen die Lebendigkeit
der Aktivität.
mr
Die Geschichte vom Marum Vulkan
Die Geschichte des Marum Vulkans wurde von
unserem Guide
Solomon niedergeschrieben. Herzlichen Dank für diese
Arbeit. Die Übersetzung kommt noch, aber vielleicht
findet doch jemand Zeit Ihm zu schreiben.
Hier die
Adresse:
Solomon Johnson, c/o Ulei Airport, Endu Village,
South-East Ambrym - VANUATU.
Tagesimpressionen vom Kraterrand und Camp.
So
zogen die Tage vorbei und war die Sicht mal wieder
bescheiden, können Brettspiele in der Vulkanasche die Wartezeit durchaus
überbrücken. Bei 'Fünf Gewinnt' waren weiße und schwarze
Steine reichlich vorhanden. Schachfiguren haben wir
jedoch nicht gefunden.
Carlos beim Schnitzen von Essstäbchen. Hierbei war Hian die
erste Vietnamesin auf Ambrym nach dieser netten
Aufmerksamkeit mehr als happy.
Das östliche Camp etwa eine halbe Stunde vom Marum Krater
entfernt. Rückblick auf den Marum Vulkan beim Verlassen der
alten Kaldera.
Der traditionelle Kastom Tanz, welche auschließlich von
Männern im Dorf getanzt wird. Frauen haben aber dennoch Ihre
eigenen Tänze und Plätze. In der Mitte ein Tiki zur
Besänftigung des Regens ?
mr
Melanesisch-polynesischer Musik Stil. Die String Band.
Der Name Bands entstand durch das auffällige
Bassinstrument. Ein Holzkasten wird in Verbindung mit
einem
Stock und einer Schnur zum Schwingen gebracht und
übernimmt somit den Basspart.
Die Dorfkirche mit der einzigartigen Glocke. Hier wird
mit einem Eisenrohr als Klöppel auf die leere
Gasflasche zu jeder vollen Stunde geschlagen.
Funktioniert übrigens wunderbar.
Frauen im Dorf Endu bereiten das traditionelle Vanuatuhauptgericht
LAPLAP vor.
Der Hauptbestandteil ist Maniok und Kokusnuß in diesem
wohlschmeckenden
'Riesenbrot'. Fisch oder Fleisch kann dazugegeben werden. Am
Ende landet das ganze in einem Erdofen oder wird in Stapeln auf
einem Gluthaufen gegart.
mr
Starkregen nach der Rückkehr vom Vulkan legte erstmal die
Graspiste in Ulei lahm. Die Starts waren wohl bei
Überflutung nicht mehr möglich. Ursache war der Wechsel der
Wetterlage. Die nun südliche Strömung brachte eine Menge
Feuchtigkeit mit sich. Heftige Regenfälle auf den Inseln
waren die Folge, und so kommt man schon ins Grübeln wie
lange man hier noch 'bleiben darf'. Es gab auch keine
Möglichkeit die Insel mit einem Schiff zu verlassen. Das
Kobraboot welches das Kokosöl auf den Inseln einsammelt kam
ungefähr jeden Monat und glich nach Beschreibungen eher
einem Seelenverkäufer. Erst nach dem energischen
Telefoneinsatz von Arnold (Respekt!) schickte Air Vanuatu
einen Tag später eine acht sitzige Ersatzmaschine. Der Start
war spektakulär, aber als der Flieger abhob verschwand auch
irgendwie das R.-Crusoe-Gefühl.
Letztendlich möchte ich noch der Dorfgemeinschaft Endu für
Ihre außerordentliche Herzlichkeit und Gastfreundschaft
Danken. War es auf der Tour oder bei einem Spaziergang durch
das Dorf, es war immer jemand da der einem mit Freude
hilfsbereit zur Seite stand. Selten habe ich so aufrichtige
und ehrliche Menschen kennen gelernt.
Überflug über Korallenriffe und Marktfrauen in Port Villa.
B ACK
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