Anreise von Kigali nach Goma

Überraschend positiv empfing
uns das Land Ruanda. Der jetzige Eindruck eines
Reisenden von Land und Leute war der vollkommene
Gegensatz zur jüngsten trüblichen Vergangenheit des
Landes, dem Genozid vor 16 Jahren. Bei wem hat sich
dieses historische Ereignis nicht als unbegreifliche
menschliche Tragödie in der Afrikanischen Geschichte in den Köpfen fest
gesetzt? Die Gegenwart zeigt aber ein farbenfrohes Land,
dass sich mit seiner Vergangenheit offen auseinander
setzt. Modern erscheint das Stadtwesen in Kigali, in den
ländlichen Gegenden ist man als Fremder immer herzlich
willkommen. Das Gefühl von Beklommenheit wurde mir in
allen besuchten Teilen des Landes schnell genommen. Der Eindruck
entstand, dass die Ruandesen wieder stolz auf Ihr
'neues' Land sind, und aufgeschlossen in die Zukunft
sehen.



Das gewonnene freiheitliche
Gefühl endet allerdings abrupt mit dem Grenzübertritt in
den Kongo. Das soziale Gefälle geht auf einer Strecke
von etwa 200m markant bergab, und wenn die Teerstraßen
enden hat man es endlich nach Goma geschafft. Die Stadt ist
zweigeteilt. Die UN auf der einen Seite, die andere
Seite sitzt im Dreck. Fotografieren ist im Stadtbereich
verboten, dies wird allerdings verschwiegen. Erst wenn
man durch die Zivilpolizei aufgebracht wird, steckt
man bereits in der Korruptionsmühle. Nach langen
Verhandlungen zahlten wir 50 Dollar Strafe und ich
dachte mir schon der sogenannte Polizist kommt morgen wieder. Und er
kam wieder, erhöhte mal eben den Betrag auf 60 Dollar.
Nachdem unser Fahrer für 3 Stunden festgehalten wurde
und die Zahlung stur verweigerte, gaben die Korruptis
endlich auf. Zum fotografieren in der Stadt so erzählte
man uns, ist eine Erlaubnis einzuholen welche natürlich
kostet. Soweit kam es aber gar nicht. Die vom Touristenministerium wussten nichts
darüber, und fingen an Chris und Marc über unsere
Kameratypen auszufragen, mit dem Versuch uns als
'Professionals' einzustufen. Das hätte pro Nase schlappe
5000 US $ gekostet. Als die Bearbeiter aggressiv wurden
verließen beide fluchtartig das sogenannte Ministerium,
- bloß nicht mehr in dieser Stadt auffallen. Herzlich
willkommen in Goma! Nix wie weg!
Die
Berg Gorillas im Kongo
Weitab des maroden Gesamtzustandes, erreichten wir nach
drei Stunden auf einem recht unpässlichen Weg den
Nationalpark. Aus Angst vor Rebellen welche allerdings auf
dem Nachbarvulkan sitzen verirren sich nur wenig Besucher in
dieses Gebiet. Dies hatte den Vorteil, dass hier fast
ungestört freilebende Berggorillas anzutreffen sind.

Wir waren etwas spät dran. Der
zweistündige Marsch durch den Dschungel glich einer
Schlammschlacht, jedoch war die 36-köpfige Gorillagruppe im dichten Blätterwald
noch kräftig am futtern. Kommt man zu spät, wandert die
Gorillagruppe in den höher gelegenen undurchdringlichen
Bergwald. Spannend und beindruckend ist es schon, wenn
einem zum ersten mal aus fünf Metern so ein King Kong gegenüber steht. Jedoch strahlen diese fantastischen
Urwaldbewohner eine dermaßen friedliche Ruhe aus, sodass
der Gedanke an eine ungleiche Rauferei schnell
verschwand. Im Vergleich zu Grizzlybären, wären alle
schon längst in den höchsten Baumkronen gesessen.

Erster Kontakt mit den Friedenshalter des Bergwaldes

Kleine King Kongs
Links: Zukünftiger 'vielleicht' Boss, Mitte: Der Boss,
ein waschechter Silberrücken
O.k. beim Chef waren sogar die Scouts
vorsichtig. Der Silberrücken zeigte sich aber gelassen,
schnaubte mal ein wenig und beäugte die unzähligen Fliegen
welche ihn wie die Saturn-Ringe umkreisten
(Video). Auf
einmal erhebt er sich, trommelte sich auf die Brust und
preschte ohne Rücksicht auf Verluste durch die Walachei.
Hierbei purzelten zwei Gorillakinder wild durch die Gegend,
wurden aber durch den dichten Blätterboden weich
aufgefangen. Im allgemeinen ähneln Junggorillas durchaus
Gummibällen. Sie lassen sich am liebsten aus größerer Höhe
über Kletterpflanzenteppiche abrollen, und kullern
unkontrolliert durch das Dickicht. Ein riesen Spaß diesen verspielten Rackern zuzusehen.
Nyiragongo Vulkan
Aufstieg mit 15 Trägern
Immerhin sind in der Stadt Goma alle notwendigen
Utensilien für eine Besteigungstour auf den Nyiragongo
erhältlich. Die Preise haben sich jedoch gewaschen. Zudem
ist eine Permitt in der Parkoffice in Goma einzuholen. Hier
beträgt der Preis 400 US $ für drei Nächte. Dies war ein
Sonderpreis, da ansonsten 200 US $ pro Nacht abgeknöpft
werden. Bergauf waren 15 Träger am Werke, wobei der
Tarnsport von Wasser und Nahrungsmittel merklich ins Gewicht
fiel. Preis pro Träger 12$ rauf, 12$ runter. Die bewaffneten
Parkranger sind in der Grundgebühr enthalten. Selber waren
wir beschäftigt unser Kameramaterial die etwa 1500
Höhenmeter unversehrt auf den Gipfel zu transportieren.

Während des Aufstieges verschlechterte sich die
Wettersituation, Nebel, Sturmböen mit kleineren Schauern
begleiteten uns die letzten Meter. Dies ist aber für diese
Jahreszeit (kleine Regenzeit) typisch und brachte keinen großartig aus der Ruhe.

Diese Jahreszeit ist zwar etwas mehr durchfeuchtet, hat aber
den Vorteil das wolkenfreie- bzw. Schönwetterperioden von
von erstaunlicher Klarheit, waren welche gerade bei der
Photographie und langbrennweitigen Aufnahmen von großer
Bedeutung ist.
Aktivität
mr

Der gesamte Kraterkessel von etwa 1,35 Km Durchmesser wirkt
gigantisch, und schnell begreift man das man es hier nicht
mit beschaulichen Dimensionen zu tun hat. Hier hätte fast
eine Kleinstadt Platz oder anders gesagt das Olympia Oval in
München würde hier fast 6 mal reinpassen. Brodelnde Lavasee
brachte es immerhin noch auf etwa 250 Meter oder etwa eine
Stadioneinheit.

mr
je
mr
Mond Halo und Kraterareal mit einem Fisheye-Objektiv
aufgenommen
Bei Nachtemperaturen von etwa 5 Grad C° ist selbst durch
Wolken die immense Strahlungswärme zu spüren. Selbst aus der
geschätzten Entfernung von etwa 500m erwärmen sich die zum
die Lavasee zugewanten Kleidungsstücke um einige Grad.
Eine brauchbare thermische Unterstützung bei den starken
Gipfelwinden welche einem ständig um die Ohren pfeifen.
Einblicke am Tag in die große Schüssel

Das Warten auf die geeignete Wolkenlücke ist
mühselig, aber wenn der Krater 'freigeblasen' wurde
eröffnete sich ein großartiger Blick. Kochende Risse,
Lavablasen und wandernde Schollen zeigten die Oberfläche in
ständiger Bewegung. Der Telebereich verstärkte die rasche
Wanderung bzw. Strömung der Lava, und man ist erstaunt wie
ein das Geblubber rasch durch das Bildfeld zog. Das ist beim
Scharfstellen der Optik nicht unbedingt hilfreich, und ab
und zu registrierte ich doch tatsächlich ein leises Gefluche
in den windgeschützten Klüften der Kraterkante.




Auf Lauerstellung
Nyira-Bubbling
Lava-Gasblasen im Detail




mr
mr
rr

Photographisch wird die ganze Sache erst richtig im Detail
interessant. Hierbei ist auch der schnelle Wechsel der
Formationen beachtlich gewesen. War gerade noch ein
brodelndes Nest zu bewundern, tat sich nach der nächsten
Wolke ein lebhafter Riss auf. Die Gase stiegen übrigens auch
munter zu uns herauf und erinnerten uns daran, eigentlich in
den Krater abzusteigen.



Nix war's, die ansonsten recht freundlichen Parkranger
verweigerten uns den Abstieg in das Interieur des
Nyiragongo Kraters. Die Erlaubnis
sollte in Goma eingeholt werden. Abgemacht hatten wir das in
der Parkoffice, aber die Infokette riss wohl irgendwo am
Fuße des Berges ab. Na gut, dann musste wohl des
Teleobjektiv herhalten. Selber hatte ich ein Zoom 70-300mm
dabei und musste allerdings feststellen, dass der letzte
Biss an Schärfe fehlte. Somit musste ich von Leihgaben
leben, und somit geht an dieser Stelle ein großer Dank an
Richard und Martin. Das 400er bei f:4 war der Knaller.


Mit der Sonneneinstrahlung änderte sich zunehmend die
Farbgebung der Lavakruste und der austretenden Lava.

Dieser knifflige Donnerbalken hatte es tatsächlich in sich.
Erbaut auf einer Vulkanspalte, welche noch dampfig warme
Gase förderte, ging die Entsorgung von bereits verwendetem
Klopapier erschwert von sich. Durch den Auftrieb subterraner
Gase, die sich aufdringlich durch die Holzaussparung drängten hing schon mal das Tissue wieder an der Backe
.....
tb
rr
rr
Links: Der
Gipfelbereich des fast bis unter die Kante bewachsenen
Nyiragongo Kraters, wobei im Vordergrund verbrannte Baumstamme aus dem
Jahre 2002 zu erkennen sind.
Mitte/Rechts: Durch die naheliegenden
effusiven Spalten herausgeschleuderte Lavabomben welche sich
noch im plastischen Zustand in den Astgabeln einkeilten
bzw. 'einpassten'.

Die Lava bahnte sich quer durch
das Gelände und umfloss die noch gesunde Baumstämme. Am 'saftigen' Baumstamm erstarrte die Lava, der
Zahn der Zeit ließ den Stamm jedoch heraus modern und hinterließ
zuzusagen das 'Negativ'.


Der Abstieg durch die üppige Vegetation. Unter bewaffnetem
Schutz standen wir immer, aber auch daran gewöhnt man sich
in dieser Gegend .


Leute Ruandas

Eine der wichtigsten Einrichtungen in
Ruanda, die Brauerei bei Gisenyi am Kiwusee.
In diesem Zusammenhang der Wink nach
München durch eine regulär im Umlauf befindliche Briefmarke
im ruandischen Postwesen.
Mehr darüber bei den Geonauten

Link zur
anschließenden
Erta Ale
Tour