Erta Ale und Dallol, Äthiopien

Tour 2008, 3.-17. Februar

Teil II

 


Cinema & Gifs

   


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Bei unserem Aufenthalt am Kraterrand plagten uns tatsächlich die ständig aufsteigenden Gase aus dem Krater doch mehr als erwartet. Trotz der nicht allzu starken Konzentration erwies sich das stundenlange Verweilen im vulkanischen Abgasstrom als nicht gerade erholsam. 

   

Neue Disziplin: Gasmaskendauertragen

Nach etwa einer Stunde im intensiven Schwefelammoniak- Gasgemisch am westlichen Teil des Kraters wurde meine Lunge soweit in Mitleidenschaft gezogen, dass es in der darauf folgenden Nacht leichte Atemprobleme gab. Diese Art von Vergiftung macht sich übrigens auch wie eine leichte Erkältung bemerkbar. Das dauerhafte Tragen einer Gasmaske erweist sich immer wieder als sehr nützlich. Ganz was Neues!!!

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Ein Abstecher in den etwa  500 Meter entfernten Nordkrater welcher etwa 800 Meter (vorsichtig geschätzt) im Durchmesser misst,  lässt die wahre Dimension dieses Vulkans in Erscheinung treten. Inmitten des von Wasserdampf- und Gasschwaden durchzogenen Kraters befinden sich etwa 4 Hornitos  von etwa 15 Meter Höhe. Wagt man sich auf halbe Höhe eines Hornitos kann man in den Skylights ein durchaus überraschendes Innenleben vorfinden. Glühende, Mineral- oder Schwefeltropfsteine prägen hier das Bild.

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Die auffällig orange gefärbten Bärte sind keineswegs eine hippe Modeerscheinung sondern werden ausschließlich nur von den Chefs der Kamelbesitzer getragen. Hierbei waren die Wüstenschiffe für den Transport des Wassers und der Ausrüstung beim Aufstieg unentbehrlich, außer man hat Zeit oder macht sich selber zum Kamel, und rennt ein paar Mal rauf und runter.

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Die Sandwüste und ihre Tücken

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Komet 17P/ Holmes in einer Langbelichtung


Mineralgeysire in der Region Dallol

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Von Mikroorganismen grün gefärbten Sinterbecken

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Die  Farbenflut der Ausfällprodukte stechen nach der langen Fahrt durch die einheitlich patinierte graubraune Salzpfanne des Assale Salzsees an den Mineralgeysiren in Dallol abstrakt heraus. Wie schon an  zahlreichen Geysiren beobachtet haben hier mineralische Mikrogärten die Oberhand. Ohne diese kleinen Kunstwerke zu zerstören fiel es wirklich schwer, sich in diesem Areal fortzubewegen. Die Formation von grünen und gelben Sinterbecken von mehreren Metern, blubbernden Spalten und kleinen Salzgeysirchen welche teilweise nur die Größe von Zentimetern erreichen, letztere sind eine Herausforderung für jeden Makrophotographen, war so faszinierend, dass wir die düstern Gedanken an Entführung und Überfall an diesem abgelegenen Ort nahe der eritreischen Grenze schnell verloren.

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Erstarrte Mineralblasen sowie die ganz normale akrobatische Haltung eines Makrophotographen (RR)

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Ein weiteres Phänomen sind in Dallol zahlreiche erstarrte Salzblasen von beachtlicher Größe  (30cm). Diese Sonderheit von mineralischer Ausfällung habe ich bisher nur hier gesehen und frage mich bis heute wie das funktioniert. Womöglich beschleunigt hier die trockene Luft in dieser Salzwüste den Austrocknungsprozess von langsam austretenden mineralisch hoch gesättigten Wasserblasen.

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Eine weiter Besonderheit in Mitten des ausgetrockneten Salzsees waren die gelb sprudelnden Mineralquellen und Geysire etwa 10 Km entfernt von Dallol. Ein nach Petrochemie riechendes Bassin von etwa 50 Meter Durchmesser war der Todbringer von etlichem Kleingetier, wie Vögel und Heuschrecken. Diese lagen auch zahlreich verteilt um weitere kleinere Quellen und hielten uns erstmal von einem Vollbad ab. Mit einem vorhergehendem Fingertest, wer weiß schon ob einem nicht gleich die blanken Knochen entgegenblicken, konnte ich es mir nicht verkneifen dem kristallinen Grund ein Stück zu entreißen. Seifig fühlte sich das Liquid an, welches auf eine sehr hohe Konzentration schließen lässt. Womöglich handelt es sich bei den bis zu 12cm großen Stufen um Sylvin oder Carnallit. Gewissheit gibt es aber erst in ein paar Wochen oder Jahren....

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Wenige Meter entfernt waren in einer Salzgruft selten ausgeprägte Steinsalzkristalle bis zu mehreren Zentimetern zu finden. Somit betrieben wir unseren eigenen kleinen Salzabbau der uns aber nicht zum schnellen Reichtum verhalf. 20 Kilometer weiter ging es dann im großen Stil zur Sache, und so führte uns die nächste Tour in...


..die Salzwüste Dallols, Salzabbau und die Salzkarawane

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Bizarre Salztürme erheben sich aus der Salzwüste  

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Wer noch nie einen von Kamelen durchzogenen Horizont gesehen hat sollte sich schnellstens nach Ahmed Ela begeben. Dieses quirlige kleine Wüstendorf ist der Durchgangsort von unzähligen Kamelkarawanen. Hunderte mit Salztafeln bepackte Kamele die aus dem Nichts kommen und im Nichts verschwinden, hinterließen einen einmaligen Eindruck.

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The Afar ,Mautstation' auf dem kleinen Hügel (Photo unten mitte, oben rechts)

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Außerdem ist hier die Mautstelle für den etwa 140 Km langen Treck zum Salzhandel nach Mekele. Aktuelle Preise: Kamel 30 Birr, Esel 25 Birr, sauteuer! (1 Birr  0,7€ Cent). Und,- den Afars entgeht kein Tier.

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Zuletzt erreichten wir den eigentlichen Salzabbau. Hunderte von Arbeitern wuchten hier Mithilfe von Holzstempen Salzplatten aus kompakten Boden. Wie wir erfuhren, wird die Knochenarbeit ausschließlich von den Tigrays verrichtet, während die Afar Arbeiter die Rohlinge in fast identisch große Tafeln weiter verarbeiten.

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An diesem Ort wird einem die Gegensätzlichkeit zu unserer Welt erst so richtig bewusst, und es ist zu bewundern in welch einer kargen und unwirklichen Umgebung, eine für uns ungewohnte lebendige Atmosphäre entstehen kann.

Links: Patrik Koster mit neuem Anhang ?  tb


 Felsenkirchen von Lalibela

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Nach Durchquerung der trockenen ansteigenden Ebene zu den westlichen Bergen erreichten wir das Land der Tigray. Hier wird man sofort mit einem neuen Lebensstil konfrontiert. Angefangen von der Bekleidung und der Haartracht bis zur architektonischen Gestaltung der Häuser begreifen wir dann doch, dass der Wüstenpart endgültig beendet ist. Von Mekele ab ziehen sich die staubigen Strassen bis auf  3500 Meter hoch, wobei einem sofort das Kühle Klima entgegen schlägt. Nachdem wir hunderte von Kurven auf dieser niemals endenden Fahrt genommen hatten, erreichten wir die berühmten Felskirchen von Lalibela..

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Die 11 mittelalterlichen monolithischen Höhlenkirchen dieses etwa 700 Jahre alten ' neuen Jerusalem ' ist in Mitten der Gebirgsregion im Herzen von Äthiopien gegründet worden. Die eigentliche Stadt erinnert an die traditionellen Dörfer mit ihren kreisförmigen Wohnbauten. Lalibela ist ein Ort des äthiopischen Christentums, der bis heute eine aktive Stätte des Glaubens und des Pilgertums darstellt.

     

Somit verließen wir nun die letzte Station, bevor wir die Hauptstadt Addis Ababa (Abeba) in einem guten gesundheitlichen Zustand erreichten. Dies war auch der organisatorische Verdienst unseres Tourunternehmers, der die Tour ohne den zusätzlichen Versorgungswagen gar nicht erst durchgezogen hätte. Die kulinarischen Darbietungen unseres Kochteams unter schwierigen und bescheidenen Umständen waren immer wieder freudige Angelegenheiten, was vor den Essenszeiten zur Folge hatte, dass so manch einer bereits ungeduldig zwischen den Töpfen umher schlich. Die eigene Tourenverpflegung war sehr wichtig und bewahrte uns vor einer Magen- und Darmkrankheit (Steigerung möglich) geplagten Reise.

       

Dies soll zwar keine Aufforderung sein, auf die äthiopischen Köstlichkeiten zu verzichten, jedoch zeigen Erfahrungsberichte, dass gerade in diesen heißen Zonen die hygienischen Verhältnisse in Lodges und Hotels katastrophal sind, und somit die gesundheitliche Verträglichkeit des Essens rapide bergab geht. Wer allerdings in dieser kurzen Reisezeit gerne auf den nicht vorhandenen Schüsseln sitzt oder gerne halbtot in der Walachei liegt, möge den oberen Hinweis ignorieren.

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Sieht man jedoch hinter die Vorhänge des von Gegensätzen geprägten Landes, wird man hinter der abenteuerlichen Fassade ein enormes Potential an Armut und medizinischer Unterversorgung bemerken. Da wir über geologische Anomalien und aktive Vulkane berichten sind diese Umstände auf dieser Site nicht verstärkt dargeboten. Jedoch stimmt es einen dennoch freudig, dass nach  Beendigung der Kriege vor etwa 15 Jahren die Rückkehr der Bauern auf Ihre Felder ermöglicht wurde. Durch intensiv betriebene Landwirtschaft, aktivem Handel und forciertem Straßenbau ist im ganzen Land ein merklicher Umbruch zu spüren. Ein weiterer Besuch, um die noch unentdeckten Welten des Südens zu besuchen ist geplant.


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Auf  Tour:

Rainer Albiez: raineralbiez     Marc Szeglat: vulkane.net      Patrick Koster: PaKos Photography

Richard Roscoe:        Martin Rietze: ALPE,    Thorsten Boeckel: ?

Perfekt organisiert von Henok Tekle, Originsethiopia


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Erta Ale und Dallol, 2002 oder 2011

 

 

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©2008 Photos und text by T. Boeckel (tb), photos by M.Rietze (mr), photos by R..Roscoe (rr) last modification 02.3.2008


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