Rote Tiefe

Stromboli vom 14. - 21. Oktober 2005

 


 

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Panoramaüberblick der Kraterterrasse  vom Pizzo aus photographiert (rechts: Stitch im Zeitraum von zwei Minuten ). Längsdurchmesser der Kraterterrasse etwa 250 Meter.

Zur Orientierung die Luftbildkarte

Im  Reich des Äoli kommt es selbst nach mehrfachen Aufenthalten auf dem Vulkan Stromboli  immer wieder zu überraschend neuen Einblicken. Nimmt man den Standpunkt Pizzo (Gipfel) so ergibt sich bereits ein fantastischer Blick in das Vulkangeschehen. Stellt man sich nun auf die linke Kante der Kraterterrasse (Bild oben rechts) und verkürzt den Abstand zu der ersten Eruptionsröhre auf 20 Meter (Krater 3), so stellt  man schnell fest das jegliche bekannten Zustände des Vulkans im Verstärkungsmodus auf  den Beobachter wirken. So nah an den Pforten zum Inneren der Erde sind die Detailbeobachtungen (Wasserstoffflammen, spiraldrehende Magmafetzen etc..) sowie die Geräuschkulisse einfach nicht mehr zu überbieten. Dennoch...

..Hinweis am Ende durchlesen !

 

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Das selten rauch- und dampffreie Kraterinterieur ließ einmalige Blicke und Photographien aus dieser Position zu wobei selbst das Blickfeld der Weitwinkelobjektive von 16 mm bis 18 mm fast nicht mehr ausreichte, und diese an ihre Grenzen stießen.  Bild links und in der Mitte: Bei einer Minute Belichtungszeit konnten wir beide Krater in Aktion einfangen. Rechts der Auswurf von etwa 100 Metern Höhe des Krater drei aus einem Abstand von etwa 20 Metern. Wenn man nun die in Reihe gelegenen Schlote von vorne nach hinten betrachtet so konnte der vordere Schlot mit einem Sprühfeuerwerk bis zu 100 Meter aufwarten. Der zu uns leicht abgewandte Auswurf war der eigentliche Grund diesen Platz überhaupt einnehmen zu können. Bei vorherigen Besuchen wäre dieses unmöglich bzw. lebensgefährlich gewesen, da das Streufeld weit über die Kraterkante reichte. Auch schwere Auswürfe waren damals zu beobachten. Ähnlich verhielt sich der zweite Schlot.

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Geht man auf dieser vulkanischen Feuerstrasse einen Schlot weiter (Mitte, drei) so hatte dieser, eine bis zu 70 Meter hohe Magmafontaine die in ihrer Fülle von uns noch nie beobachtet wurde. Seit dem ersten Besuch mit Andreas Heidl vor elf Jahren fiel mir schon dieses hellorange dampfwabernde Loch  im Kraterboden auf und irgendwie fragte ich Martin. "Hast du da eigentlich jemals einen Auswurf gesehen". Wie gerufen schossen kurz danach bis zu zwei Meter große Lavafetzen aus der Eruptionsröhre und klatschten in das umliegende Kratergelände, - ???. Für den Stromboli ein doch sehr seltener Anblick und wer's nicht glaubt wartet am besten auf die Videoclips.

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Eine verborgene Röhre zwischen Schlot drei und vier trieb im zeitlichen Abstand von 20 Minuten ein Wasserstoff - Vulkangasgemisch in einer solchen hohen Geschwindigkeit aus dem Boden, so dass der Lärm in dieser unmittelbaren Nähe (80m) nicht mehr auszuhalten war.

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Die Ansicht des inneren Kratergeländes im Dämmerungslicht lassen erstmalige Blicke in die ansonst verborgenen Winkel zu. Endlich war es mal möglich geworden sich einen den Gesamtüberblick zu verschaffen. Wie man sieht war selbst der Kraterboden fast dampffrei. Der restliche Nebel waren SO2 Immissionen und weitere Vulkangase.

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Aus Schlot vier schossen im gleichen zeitlichen Abstand Kerzen bis zu 200 Meter in die Höhe. Der krachende Lärm brachte sogar den Stoff unserer Bekleidung zum flattern. Besser geht's nicht! Der fünfte und letzte Schlot auch Krater eins genannt, brachte ebenfalls bis zu 200 Meter hohe und weit ausladende Fontainen über die Kraterkante. So hatte jeder Schlot sein eigenes Auswurfverhalten. Anzumerken wäre noch, dass sich zahlreiche kleinere Öffnungen (Bild oben links)  immer wieder in dem dunklen Kraterboden auftaten und rumorten.

Und jetzt der Zeitbrüller! Alle oberen Photographien entstanden in den letzten 90 Minuten unseres Aufenthaltes. Bei sternklarem Aufstieg standen wir in der letzten Nacht um 2.15 h am Pizzo, als sich der unterhalb gelegene Wolkengürtel in Minuten anhob und sofort den gesamten Gipfel in Nebel hüllte. Na bravo, wir konnten die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Ziemlich angesäuert beschlossen wir um 4:00 h den Abstieg. Auf 600 Höhenmetern angekommen riss die Wolkendecke erneut auf und da standen wir nun. Runter oder rauf, rauf oder runter..... Die schwere Entscheidung nach der zweiten schlaflosen Beobachtungsnacht nochmals auf den Gipfel zu latschen, fiel bei mir deswegen positiv aus, da ich bis dahin mit meinen Photographien nicht ganz zufrieden war. Martin, der in Gedanken mit einem Fuß eh schon wieder oben war zögerte nicht, und so kamen wir ziemlich platt gegen 5:00 h erneut am Pizzo an, als für unser Empfinden provokativ die gesamte Gipfelregion vom Vancori bis zum östlichen Grad wiederum, diesmal in sekundenschnelle auf Nebel umschlug. Eine derartig schnelle und boshafte Veränderung hatte ich selbst in den Alpen noch nicht erlebt. Tobend standen wir zum Glück nur fünf Minuten in der Glocke, als es die letzten 90 Minuten doch noch kristallklar wurde.

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Für Martin die besten Bedingungen in der ersten Nacht. Mächtige Lavakerzen des Krater zwei, vor dem untergehenden Vollmond. Wegen meiner schon klassischen Oktobererkältung blieb ich unten, und grummelte vor mich hin. Zur Belohnung durfte ich mich mit einem Wolkenmatsch in der zweiten Nacht zufrieden geben. Dennoch ergaben sich daraus phantastische Stimmungen.

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Wenn Äoli mit den Wolken spielt. Zwischen zwei sonderbar vorherrschenden Windströmungen ergab sich immer wieder ein Stelldichein mit dem Vulkan und dem Wolkenkarussell in der Gipfelregion. Hierbei war die Großwetterlage aus Nordwest kommend, während die feuchtwarme Grundströmung entgegengesetzt aus Südost heranzog. Sehr zu unserem Ärger, da sich in dieser Woche fast ständig eine Nebelglocke auf die letzten 100 Höhenmeter des Vulkan setzte. Habe drei Nächte weiter gegrummelt.

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Starke Auswürfe des Krater eins. Hierbei machten wir die Erfahrung das bei der digitalen Photographie ein Ausbrennen der Mitte fast nicht zu verhindern war. Kam Dunst oder Dampf dazu so waren die Ergebnisse nicht mehr vorzeigbar.

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Kleinere Ausschmisse über die Kante des Krater eins von dem östlichen Grad aufgenommen. Hierbei wurde der austretende Wasserdampf nicht so stark beleuchtet.

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Selbst von der Quota 400 gelingen noch passable Photographien

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Piazza und Kirche von St. Vincenzo


Hinweis!

Erst nach langen Beobachtungen des Krater drei, entschlossen wir uns an der Kante in Position zu gehen. In diesem Fall war es möglich geworden, da die Schlackefontänen von uns weggeneigt waren. An Krater drei sowie an allen anderen Kratern, können Eruptionen weit über diese Beobachtunsposition auswerfen und Sie lebensgefährlich verletzen.


 

Auf Tour M. Rietze und T. Boeckel,

&

 Heike, Tim, Ingo

 

 

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Vom Ätna zum Stromboli      Planets & Space

©2005 photos &Text by T. Boeckel (TB), © 2005 photos by M.Rietze (MR) last modification 8.11.05


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